Plattformen mit System – Teil 2: Von der Idee zum validierten Konzept

Plattformgeschäftsmodelle im B2B erleben aktuell einen enormen Schub. Erfolgskritisch ist aber, dass diese mit System entwickelt werden. Der Fokus sollte zunächst auf eine einzige Kerntransaktion gelegt werden. Dabei ist Risikoreduktion das zentrale Element.

Der Markt für Plattform-Geschäftsmodelle ist noch lange nicht gesättigt. Das Aufkommen von B2B-Plattformen hat sogar gerade erst begonnen. Und auch in augenscheinlich schon besetzten Märkten eröffnen sich immer wieder überraschende Nischen. Ein prägnantes Beispiel für eine Nische im Bereich der Plattformgeschäftsmodelle ist die Aareal Exchange Payment Platform:  Im “abgegrasten” Payment-Bereich  entwickelt die Aareal Bank eine Plattform für gewerbliche Immobilienunternehmen, die u.a. auch Barzahlungen der Miete ermöglicht – aus einem tiefgreifenden Verständnis heraus die Mechanismen des Marktes verbessern, das ist Plattform Design!

Ein strategisches Grundgerüst durch Wardley Mapping

Plattformen verändern Märkte und die Rollen der einzelnen Akteure im Markt. Ein Plattform-Betreiber entzieht sich der Konkurrenz – er erhebt sich quasi über sie. So kommt es, dass Peter Thiel sagen kann:

Competition is for Losers.

Diese Veränderungen lassen sich strategisch planen. Wir setzen dazu das sogenannte Wardley Mapping ein. Wardley Mapping geht zurück auf Simon Wardley, der dieses Instrument aus Kritik an bestehenden Strategie-Tools erfunden hat. Aus seiner Sicht – und auch aus unserer – ist es in Strategieprozessen unabdingbar, den strategischen Status Quo als relative Positionierung zu definieren, um Veränderung in Form von Bewegung abbilden zu können. Exakt so, wie man es von Landkarten kennt. Wardley unterscheidet in seiner Strategielandkarte zwischen den Dimensionen „Sichtbarkeit für den Endkunden“ (Visibility) und „Reifegrad des Prozessschrittes“ (Evolution).

Mittels einer Wardley Mapping lässt sich die Basis für eine Plattformstrategie im B2B und im B2C legen.

Mit Wardley Mapping lässt sich die Basis für Ihre Plattformstrategie legen

Dies machen wir uns im Plattform Design zu Eigen. Auf Basis einer eingehenden Marktexploration (Link zu Artikel 1) erheben wir die Wertschöpfungskette eines Marktes, übertragen diese in eine Wardley Map und spielen nun mit den einzelnen Prozessschritten der Wertschöpfungskette so, dass ein Plattform-Geschäftsmodell entsteht. Wir verändern die Regeln des Marktes!

Der Kern der Plattform sind Transaktionen

Plattformen schaffen einen Rahmen, eine Governance, um die Spielregeln des Marktes zu verändern. Dies gelingt ihnen, indem sie die Beziehungsmanager für die Akteure dieses Marktes werden.

Ausgehend von unserem Zielbild der Wardley Map identifizieren wir daher nun die wichtigsten Akteure und deren Verbindungen: Welches Beziehungsgeflecht besteht zwischen den Teilnehmern und welcher Austausch findet statt? (Oder vielleicht auch nicht?)

Im nächsten Schritt muss dieses Beziehungsgeflechts neu orchestriert werden – also in einer Form gestaltet werden, dass das Ökosystem sein Potenzial neu und besser entfaltet.

Die zentralen Fragen dabei lauten:

  • Was tauschen die Akteure untereinander aus?
  • Welche Transaktionen lassen sich daraus ableiten?
  • Über welche Kanäle und mit welchen Restriktionen erfolgt dies aktuell?
  • Wie lässt sich dies in eine neue Systematik und einen “besseren” Rahmen überführen?

Der Plattform Design Prozess folgt einem iterativen und dennoch absolut stringenten Vorgehensmodell.

Risikoreduktion als Leitbild im Plattform Design

Wir setzen im Plattform Design Prozess auf ein iteratives Vorgehen. Zielsetzung ist die frühzeitige Validierung der Kernidee bzw. der herausgearbeiteten Kerntransaktion inkl. der Hypothesen rund um die Optimierung des Ökosystems. Getreu dem Lean-Startup-Ansatz “Build. Measure. Learn. Repeat.” verproben wir mit Ihnen so früh wie möglich die wesentlichen Erkenntnisse. Dazu bedarf es noch nicht zwingend einer technischen Umsetzung. Oftmals helfen einfachste Visualisierungen mittels Powerpoint oder ähnlichem, um zu wesentlichen Erkenntnissen zu gelangen.

Im weiteren Verlauf empfehlen sich dann für erste “wirkliche”  Prototypen technische Baukasten-Systeme, die wesentliche Funktionen und Services “Out of the Box” mit sich bringen.

Ergebnis dieser Plattform Design Phase: Der validierte konzeptionelle Kern Ihres Plattform-Geschäftsmodells inkl. erster wesentlicher Erkenntnisse zur Operationalisierung – und dies mit minimalem Risiko und zu überschaubaren Kosten. Ihr Schlüssel zu Ökosystemen.

Fazit:

Plattform-Geschäftsmodelle lassen sich systematisch entwickeln. Geniale Einfälle sind zwar auch hier hilfreich, aber eher selten und nicht das Kriterium, auf das wir setzen. Vielmehr entscheidet das systematische Vorgehen über Erfolg und Misserfolg – angefangen von der Ideengenerierung über den kontinuierlichen Erkenntnisgewinn auf der Marktseite bis hin zu Prototyping und Validierung des konzeptionellen Kerns Ihrer Plattform.

Lesen Sie hier Plattformen mit System – Teil 1: Chancen und Positionierung
Lesen Sie hier Plattformen mit System – Teil 3: Business Case und Markteinführung

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Dein Weg zum Platform Designer

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Unser Executives Format: Sie sollten teilnehmen, wenn Sie als Entscheider die Implikationen von Plattformen und digitalen Ökosystemen auf Ihr Geschäftsmodell verstehen und in Ihre eigene Strategie einfließen lassen wollen.

Plattformen mit System – Teil 3: Business Case und Markteinführung

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Plattformgeschäftsmodelle lassen sich systematisch entwickeln? Nein, Plattformgeschäftsmodelle MÜSSEN systematisch entwickelt werden. Denn die Risiken eines unstrukturierten Vorgehens sind zu groß und sind leider auch oft im Markt zu erkennen.
Doors Choices Choose Open Decision  - qimono / Pixabay

Wenn Strategie zum Geschäftsmodell wird…

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Plattformgeschäftsmodelle leben nicht von der initialen Idee, sondern von ihrer Umsetzung. Strategie ist das eigentliche Geschäft der neuen "Markt-Macher".

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